Sind Pflanzen die besseren Gesprächspartner?

Studie offenbart spannende Einsichten

Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Immer mehr Single-Haushalte sind Teil der sozialen Gemeinschaft. Menschen verwirklichen sich auch außerhalb der traditionellen Familie, sind unabhängiger und gestalten ihr Leben nach individuellen Vorstellungen. Dennoch bleiben sie soziale Wesen und suchen nach emotionalen Verbindungen. Wie Forschung aus den letzten Jahren zeigte, müssen das nicht immer andere Menschen sein: Auch Gegenstände werden vermenschlicht und dienen als Gesprächspartner. Wir haben uns mit diesem Phänomen genauer beschäftigt. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zeigen, dass das Sprechen mit Haushaltsgegenständen, Haustieren oder Pflanzen gar nicht so ungewöhnlich ist – und manchen sogar gegen Einsamkeit hilft.

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Haustiere sind offenbar die beliebtesten nicht-menschlichen Gesprächspartner: Ganze 75 Prozent der Haustierhalter:innen in Deutschland suchen die Konversation mit ihren Lieblingen. Unter den Gegenständen sind elektronische Geräte hoch im Kurs als Zuhörer. Von den insgesamt 2.067 Befragten der von YouGov Deutschland in unserem Auftrag durchgeführten Studie* geben 43 Prozent an, dass es wahrscheinlich ist, dass sie mit ihren Smartphones oder Computern sprechen. Das Auto folgt mit 41 Prozent, für etwa ein Viertel der Befragten ist es außerdem wahrscheinlich, mit Küchengeräten (27 Prozent) und Möbelstücken (25 Prozent) zu sprechen. Die Gründe sind vielfältig: Etwa ein Drittel der Befragten (32 Prozent) spricht mit Gegenständen, wenn sie zufrieden mit ihrer Leistung sind, ähnlich viele (35 Prozent) aber auch, wenn sie wütend sind. 27 Prozent geben den Objekten sogar Namen und 26 Prozent verbessern durch die Konversation mit Dingen ihre Laune.

Pflanzen als beliebte Gesprächspartner

Zimmerpflanzen stehen ähnlich hoch im Kurs als Gesprächspartner. Von den 2.067 Befragten geben rund 80 Prozent an, dass sie mindestens eine Zimmerpflanze besitzen. Ganze 28 Prozent haben sogar zehn oder mehr zuhause und damit einen echten urbanen Dschungel. Von den zahlreichen Pflanzenbesitzer:innen sprechen etwa die Hälfte (51 Prozent) mit den grünen Mitbewohnern, 31 Prozent sogar mehrmals im Monat oder häufiger.

Doch warum wenden sich so viele überhaupt an ihre Pflanzen? Auch hier zeigen sich verschiedenste Gründe. Unter den Befragten, die mit Zimmerpflanzen sprechen, geben 58 Prozent an, die eigene Laune dadurch zu verbessern. Gefolgt von der Begründung, dass es den Pflanzen beim Wachsen hilft (57 Prozent). 52 Prozent der Menschen, die mit Pflanzen sprechen, glauben zudem, dass Pflanzen Emotionen haben und 43 Prozent gehen sogar davon aus, dass sie hören können. 

Im Angesicht dessen verwundert es nicht, dass 30 Prozent der Aussage zustimmen, dass die Konversation mit Pflanzen beidseitig ist, ihr Wachstum und ihre Bewegungen also als Antwort zu verstehen sind. 35 Prozent geben außerdem an, sich durch das Sprechen mit Pflanzen weniger einsam zu fühlen.

Model hinter Farnen

Pflanzen gegen Einsamkeit

Der letzte Punkt wirft eine interessante Frage auf: Sprechen einsame Menschen häufiger mit ihren Pflanzen? Aus den Ergebnissen der Umfrage geht hervor: Menschen, die sich oft oder immer allein fühlen und Gesellschaft vermissen, sprechen häufiger mit Zimmerpflanzen als Menschen, die sich selten einsam fühlen. So sprechen beispielsweise 49 Prozent der Menschen, die sich oft oder immer allein fühlen, mindestens mehrmals pro Monat mit ihren Pflanzen. Bei Menschen, die sich selten oder nie allein fühlen, sind es hingegen nur 26 Prozent. Es scheint so, als könnten die grünen Mitbewohner ein hervorragender Ersatz für menschliche Gesellschaft sein. Und die privaten Geheimnisse sind bei ihnen mit ziemlicher Sicherheit auch gut aufgehoben. 

Sind Pflanzen vielleicht sogar ein Ersatz für Beziehungspartner? Bei der Befragung zeigt sich, dass Singles tendenziell öfter mit ihren grünen Gefährten sprechen. 56 Prozent der alleinstehenden Pflanzenbesitzer:innen sprechen mit ihren Pflanzen. Verständlich, denn die grünen Mitbewohner fangen garantiert keine Diskussion darüber an, wer heute den Abwasch macht oder die Kinder ins Bett bringt. Bei den Menschen, die mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner zusammenleben, sprechen hingegen nur 48 Prozent mit ihren Pflanzen. Ein Grund mehr, die eigene Unabhängigkeit mit einer neuen Zimmerpflanze zu feiern.

Die Antwort der Pflanzen

Doch wie sieht es eigentlich auf der Seite der grünen Mitbewohner aus? Schon vergangene Studien haben Hinweise geliefert, dass Pflanzen davon profitieren, wenn mit ihnen gesprochen wird. So sollen der CO₂-Ausstoß und die Schallwellen beim Reden das Wachstum begünstigen. In unserer Studie zeigt sich außerdem, dass das Sprechen auf eine gute Beziehung zwischen den Pflanzen und ihren Besitzer:innen hindeutet. Personen, die ihre Pflanzen schätzen, sprechen wesentlich häufiger mit ihnen. So führen 53 Prozent der Menschen, die ihre Wertschätzung für ihre Pflanzen als hoch oder sehr hoch einstufen, mindestens mehrmals pro Monat eine Konversation mit ihnen. Unter den Menschen, die ihre Wertschätzung als niedrig oder sehr niedrig einschätzen, sind es gerade mal 4 Prozent.
 
Für die Pflanzen könnten sich noch mehr Vorteile ergeben, wenn ihre Besitzer:innen häufig mit ihnen sprechen, denn auch die Zeit für Pflege scheint bei den Pflanzenflüsterern und Pflanzenflüsterinnen höher zu sein. 73 Prozent der Personen, die sich mehr als 20 Minuten pro Woche um ihre Pflanzen kümmern, sprechen mit ihnen, während es bei weniger Zeit für Pflege 49 Prozent sind.